Kokain

kokain„Cocaine´s for horses and not for men. Doctors say t´will kill you but they don´t say when“  So heißt es in einem der zahlreichen Songs über Kokain. („Take a whiff on me“, unknown) Die Zeit, in der Kokain nur eine Droge der „Schickeria“ war, ist vorbei. Mittlerweile wird die Droge in allen Gesellschaftsschichten konsumiert.

Im Folgenden wird beschrieben, was Kokain ist, was die Wirkungen sind und welche Risiken der Konsument eingeht:

 

Was ist Kokain
Kokser1Kokain, kurz Koks oder auch Charly, Coke  Schnee, Puder oder (in Verbindung mit Heroin) Cocktail  genannt, ist ein weißes, bitter schmeckendes, kristallines Pulver. Hergestellt wird es aus den Blättern des Kokastrauches, der überwiegend in Bolivien, Kolumbien und Peru angebaut wird. Kokablätter werden in Südamerika von den Indios vor allem in den Gebirgsgegenden der Anden gebraucht, um Hunger und Ermüdung zu überwinden und große körperliche Anstrengungen in großer Höhe bei geringer Nahrungsaufnahme ertragen zu können. In Europa wurde Kokain erstmals 1862 durch die Firma Merck in größerem Umfang auf den Markt gebracht. Um die Jahrhundertwende wurde die Substanz als Lokalanästhetikum verwendet und Erfrischungsgetränken beigefügt (Coca -Cola). Kokain galt bis in die 30 Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts auch als psychotherapeutisch wertvolle Substanz. So behandelte Siegmund Freud einen morphinabhängigen Kollegen erfolgreich mit Kokain.

 

 

 

 
Kokser2
 

 

Die Gefahr der Kokainabhängigkeit wurde erst spät erkannt. Wiederentdeckt wurde die Droge in den Sechziger Jahren – zunächst in Amerika und später in Europa. In der Drogenszene taucht „Koks“ (genau so wie z.B. Heroin) meist gestreckt mit anderen Stoffen auf. Die wissenschaftliche Bezeichnung für die auf der Straße verkaufte Substanz ist Cocainhydrochlorid. Normalerweise wird es in „Briefchen“ mit 1 g Pulver verkauft. Keiner weiß, wie viel davon wirklich Kokain ist. Nach der Herstellung aus Kokablättern ist das Kokain zu etwa 85 Prozent rein, wenn es verkauft wird, sieht das ganz anders aus. Je häufiger das Kokain in der Dealerkette weiterverkauft wird, desto mehr wird es mit Glucose, Lactose, Koffein oder sogar mit Strychnin oder Amphetamin, Heroin und anderen Drogen  gestreckt. Auch wenn Kokain schon in einer Konzentration von 60 Prozent gefunden wurde, erscheint es auf der Straße kaum 20-prozentig – der Rest ist Dreck.

 

 

 

Von den Drogenkonsumenten wird Kokain meist „gesnieft“ Dabei wird das Kokainpulver mit einer Rasierklinge oder der Kreditkarte in eine „Linie“ gelegt und durch ein Röhrchen, ein zusammengerolltes Stück Papier oder eine Banknote mit der Nase hochgezogen. Alternativ kann es mit einem kleinen Löffel vor ein Nasenloch gebracht und geschnupft werden. Über die Nasenschleimhäute landet es in der Blutbahn und von da im Gehirn. Die Wirkung beginnt nach Sekunden, dauert jedoch selten länger als eine halbe Stunde.
Weniger gefährlich als Schnupfen ist es, Kokain mit Essen oder Getränken gemischt zu sich zu nehmen. Die Wirkung tritt dann etwas verzögert ein. Manche reiben es sich auf den Gaumen oder ins Zahnfleisch. Weil Kokain auch ein natürliches Betäubungsmittel ist, wird der Gaumen davon taub.

 

Niemals injizieren
cocain3Einige wenige injizieren Kokain – in Wasser aufgelöst kann es nämlich auch gespritzt werden –  , damit es noch schneller und intensiver wirkt. Das Risiko eines solchen Gebrauchs ist aber um ein vielfaches höher, und es kommt dabei immer wieder zu plötzlichen Todesfällen auch ohne massive Überdosierung.  Kokain kann eigentlich nicht geraucht werden. Tut man das trotzdem, dann hat das nahezu keine Wirkung, weil das meiste „Koks“ verbrennt, bevor es in die Lungen kommt. Wenn man Koks dennoch rauchen will,  muss es umgewandelt werden in Crack.
Crack ist eine „aufbereitete“ Form von Kokain. Es entsteht, wenn man Kokain mit Backpulver und ein bisschen Wasser auf einem Löffel zum Kochen bringt. Nach dem Kochen bleiben Stückchen „aufbereitetes“ Koks, das Crack über. Diese auch „Steinchen“ oder „Rocks“ genannten Kristalle sehen wie Sandkörner aus, manche haben bis zu zwei Zentimeter Durchmesser. Sie variieren in der Farbe von Hellgelb oder pink bis weiß.
Crack kann in einer Wasserpfeife oder aber in einer speziellen Crackpfeife geraucht werden (basen), aber meistens wird  es auf einem Stückchen Aluminiumfolie (Blech) erhitzt. Durch das Erhitzen verdampft das Crack. Die Dämpfe werden durch ein Röhrchen inhaliert („chinesen“)und gelangen so direkt in die Lungen. Das Erhitzen macht ein knisterndes Geräusch. Deshalb der aus Amerika stammende Name „Crack“. Diese Droge kann bereits bei der ersten Anwendung abhängig machen. Sie wirkt innerhalb von Sekunden, hält aber nur kurz an.
Ebenso brutal wie Crack wirkt Freebase, ein feines weißes Pulver, das wie Puderzucker aussieht, eine Mischung aus Lösungsmitteln und Kokain. Sie wird  erhitzt und eingeatmet. Auch sie braucht nur wenige Sekunden, um explosionsartig im Gehirn anzukommen.. Kokain unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Besitz, Weiterverkauf oder Verschenken sind gleichermaßen verboten. Schon der Besitz kleinster Mengen ist strafbar, eine „nicht geringe Menge“ kann eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren und eine Geldstrafe nach sich ziehen..

Wirkungsweise
Kokain stimuliert das zentrale Nervensystem. Es beschleunigt Herzschlag und Atmung und erhöht den Blutdruck. Die Ausdauer wird scheinbar größer und Hungergefühl und Müdigkeit verschwinden. Auch stimuliert es die Blase, wodurch man häufiger urinieren muss. Kokain wirkt schnell, aber nur kure Zeit.
Wie bei allen Drogen ist die Wirkung von Kokain und Crack  abhängig von der Dosis und von der Konsumtechnik, aber auch Faktoren wie Kondition, Körpergewicht und die Erwartung, die man an das Kokain hat, spielen eine Rolle.
Bei mäßigem und gelegentlichem Gebrauch wirst du munter und fröhlich. Du scheinst vor Energie zu platzen. Du wirst gesprächig, hast ein übersteigertes Selbstvertrauen und glaubst mit allem fertig werden zu können. Du meinst, schneller und klarer denken zu können. Aber wenn die Wirkung vorbei ist, setzen Depressionen und Niedergeschlagenheit ein.  Für einige ein Grund um neu zu konsumieren.
Bei mehr und häufigem Gebrauch kannst du ruhelos und schnell gereizt werden. Weil du Überlegenheitsgefühle entwickelst, wirst du schnell übermütig. Du denkst, sehr beschäftigt zu sein und viele Kontakte aufzutun. Die Wirklichkeit allerdings hält dem nicht stand:  Gefühle intensiver Intimität bspw. entpuppen sich im Nachhinein häufig als Luftballon.
cocain 4Menschen, die viel und regelmäßig Koks gebrauchen, können sich stark negativ verändern und kalt, arrogant und egoistisch werden. Das führt zu Streit und Schwierigkeiten selbst unter Freunden. Die Umgebung merkt diese Veränderungen viel früher als der Konsument selbst.  Ex-User sind hinterher oftmals beschämt über die negativen Umgangsformen, die sie während der Periode des Konsums an den Tag gelegt haben. Viel und regelmäßiger Koksgebrauch ist ein Anschlag auf deine Gesundheit. Du hast keinen Appetit, du isst nichts und magerst ab. Deine Kondition geht zurück. Erschöpfung und Schlaflosigkeit sind die Folgen. Außerdem kann das allerlei Ängste und Wahnvorstellungen verursachen. Mitunter entstehen Berührungsempfindungen, die in Gestalt kleiner Tiere und winziger Objekte auf der Haut wahrgenommen werden.  Du wirst misstrauisch und fühlst dich bedroht, was wiederum dazu führen kann, sich aggressiv zu verhalten.

Koks und Alkohol
Im Nachtleben und im Rotlichtmilieu werden Kokain und Alkohol häufig zusammen gebraucht: „um länger durchstehen zu können“ oder  „um sich nicht so betrunken zu fühlen“. Alkohol und Kokain haben nämlich eine entgegengesetzte Wirkung. Alkohol betäubt, du wirst betrunken davon. Kokain putscht auf, du fühlst dich voller Energie. Kokain macht, dass es länger dauert, bis du dich betrunken fühlst. Es scheint eine ideale Kombination für einen Abend, aber in Wirklichkeit misshandelst du deinen Körper, weil du unbemerkt über deine Grenzen gegangen bist. Du hast am nächsten Tag nicht nur einen gehörigen Kater, sondern fühlst dich obendrein verstimmt, kraftlos, leer und gebrechlich. Die Verlockung ist dann groß, wieder Kokain zu gebrauchen, um aus dem körperlichen und geistigen Tief heraus zu kommen.

© Harm Bengen

 

Abhängigkeit
Von Drogen kann man körperlich und psychisch abhängig werden. Körperliche Abhängigkeit wird bezahlt durch Toleranz und Entzugserscheinungen. Toleranz bedeutet, dass der Körper sich an den Stoff gewöhnt hat, wodurch er immer mehr nötig hat, um die gewohnte Wirkung zu bekommen. Entzugserscheinungen sind die körperlichen Beschwerden, die auftreten, wenn du den Gebrauch verminderst oder stoppst. Von psychischer Abhängigkeit kannst du ausgehen, wenn du stark nach dem Mittel Verlangen hast und dich ohne nicht mehr wohl fühlst. Kokain gibt keine körperliche Abhängigkeit. Zwar fühlen Menschen, die viel Kokain genommen haben, sich nach dem Gebrauch erschöpft und niedergeschlagen, Toleranz tritt aber nur auf bei sehr viel und regelmäßigem Gebrauch. Es muss dann mehr gebraucht werden um die Wirkung noch zu fühlen. Aber Menschen können psychisch stark von Kokain abhängig werden. Koks ist eine verführerische Droge. Es fragt schnell nach mehr. Oft ist es so, dass du das Koks immer öfters haben willst, während du dir zur gleichen Zeit vormachst : „Ich weiß gut mit Koks umzugehen. Droht es anders zu werden, kann ich gleich aufhören. Ich werde nicht abhängig von Kokain. Das passiert allein bei anderen.“

Insbesondere gilt das für den Konsum von „crack“. Manche meinen, man könne bei der Schilderung der Wirkung gar nicht übertreiben. Wenige Minuten, höchstens eine Viertelstunde, fühlt man eine unglaubliche Euphorie und Begeisterung und einen kräftigen Energieschub. Man fühlt sich unglaublich wohl und kraftvoll. Von allen Straßendrogen „kickt“ Crack am heftigsten. Aber genau so schnell wie es dich hochkatapultiert, folgt der unvermeidliche Absturz.  Der Preis für jedes intensive Hoch ist ein unglaublich starkes Tief, so dass der Körper immer mehr davon will. Auch psychisch kannst du schnell abhängig werden und meinen, die Welt sei ohne Crack nicht mehr zu ertragen. Was du dabei nicht merkst: Es ist gerade Crack, was dein Leben so unerträglich macht.  Schneller als du denkst, beherrscht es dein Denken. Du bist besessen davon, du tust alles dafür.

Risiken

mit Animationsfilm auf Youtube

Es gibt keinen risikolosen Kokainkonsum. Die Hauptgefahr der Droge besteht  vor allem darin, dass der Konsument sehr schnell abhängig und süchtig wird, und zwar mit langfristig schweren gesundheitlichen Folgen wie Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkten, Atemstörungen, Sehstörungen, erhöhtem Schlaganfallrisiko, Leberschäden, neurologischen Störungen und  auch psychischen Störungen bis hin zu Paranoia und Psychosen.. Menschen mit einem schwachen Herzen, hohem Blutdruck, Zuckerkrankheit oder Epilepsie ist daher der Gebrauch von Kokain gänzlich abzuraten. Die Risiken von Koks steigen in dem Maße je öfter und mehr man gebraucht.
Koks ist ganz besonders ein Mittel, das gierig macht. Es wirkt nur kurz. Die schönen Gefühle verschwinden schnell, weshalb die Neigung besteht, erneut zu konsumieren So lockt der eine „Snief“ den andern hervor.
Von Koks kannst du psychisch abhängig werden. Körperliche Abhängigkeit tritt nicht auf, obwohl Müdigkeit und depressive Gefühle häufige Gründe sind um erneut etwas zu nehmen.
Durch Koks verschwinden Müdigkeitsgefühle. Du fühlst deine natürlichen Grenzen nicht mehr. Du gebrauchst Energie auf Kosten deiner Reserven. Du machst immer weiter. Übermüdung und Erschöpfung können die Folgen sein. Durch Mangel an Appetit entsteht starker Gewichtsverlust.
Durch zuviel Koksgebrauch kannst du reizbar, gereizt und aggressiv werden. Manch einer verliert jeden Kontakt mit der Realität, wird misstrauisch und paranoid.
Durch viel Schnupfen können sich deine Nasenschleimhäute entzünden. Du hast dann eine stark schmerzende Nase. Auch Geruchssinn, Duft und Geschmack gehen zurück. Kokain kann beim Schnupfen auch in die Stirnhöhle gelangen und dort Verstopfungen und Kopfschmerzen verursachen.
Beim Spritzen wird das im Wasser aufgelöste Kokain nicht gekocht und ist dadurch häufiger verunreinigt. Dadurch können Spritzen – Abzesse entstehen. Wenn verunreinigte Spritzern oder Spritzen von anderen gebraucht werden, besteht die Gefahr auf Ansteckung oder Infizierung mit Hepatitis oder HIV (Aids) Virus.
Beim Spritzen  treffen die Wirkungen sehr schnell und hart und sind auch schnell wieder vorüber, wodurch das Risiko öfter und mehr zu konsumieren viel größer ist als beim Schnupfen.
Der Gebrauch von Crack  vergrößert das körperliche Risiken wie z.B. Schädigung  der Lungen und Störungen des Herzens und der Gefäßsysteme. Der heiße Rauch kann zu Verbrennungen in den Atemwegen führen, zur Schädigung der Schleimhäute von Lippen, Mund und Bronchien. Crackkonsum ist nicht per se tödlich, aber mit Sicherheit gesundheitsschädlich.
Da die Wirkung der Droge bereits nach relativ kurzer Zeit wieder nachlässt, sind die Betroffenen auf der ständigen Suche nach neuem Stoff, der ständig konsumiert und natürlich auch bezahlt werden muss. Auf psychischer Ebene können –  wie beim Kokain – Angstzustände, Verfolgungswahn, Antriebslosigkeit, Depressionen, Halluzinationen und Gereiztheit auftreten. Crackkonsumenten sind häufig so aggressiv, dass viele Beratungsstellen ihnen Hausverbot erteilen mussten.

Koks und Sex
Koks hat den Ruf, eine Liebesdroge zu sein. Das ist aber nur zum Teil wahr. Mäßiger Gebrauch kann die Lust an Sex steigern und den sexuellen Genuss verlängern und verstärken. In härteren Dosierungen wird jedoch die Potenz abnehmen. Chronischer Gebrauch kann das Interesse an Sex gänzlich verschwinden lassen.

Zum Schluss eine Warnung:
Von Kokain oder Crack verschwinden deine Probleme nicht. Es werden höchstens noch mehr. Lass also die Finger davon.
Der Entzug ist extrem hart. Wenn Du ein Problem mit Kokain oder Crack hast, MUSST du dir professionelle Hilfe holen.

Ein Kommentar

  1. Markus sagt:

    Brainticket Koks: Weißes Pulver im Schädel

    Stell dir vor, du bist ein Kokser und hättest unbegrenzt die Wahl zwischen Kokain und Essen, dürftest aber nur eines wählen – was würde passieren? Du würdest verhungern!

    Der wohl bekannteste Kokser der letzten Jahre im deutschen Sprachraum, Konstantin Wecker, gab einmal zu, dass er sogar Angst hatte, duschen zu gehen, weil ihn dort die psychischen Entzugssymptome überfallen könnten.

    Der Rausch ist extrem krass, je nachdem ob du dir die „Nase puderst“ oder das Zeug spritzt oder als Highbase oder Crack rauchst; der Kick ist garantiert, ebenso wie der Fall in bodenlose Apathie bis hin zur schizophren-paranoiden Agonie.

    Ich für meinen Teil bevorzugte die Spritze. Meistens als Cocktail-Mix mit Heroin. Ich war ein richtiger Junkie (s. auch Neverending Wahnsinn? ). Aber ich gab auch pures Koks auf einen Löffel, lauwarmes Wasser dazu und gefiltert mit der Spritze aufgezogen und ab in die gierige, zuckende Ader. Der ganze Körper lechzt nach dem Gift und dann: Oh Baby, mir fliegt der Schädel weg. 3, 4, 5 Gramm, kein Problem sich das Zeug den ganzen Tag zu spritzen, alle paar Minuten ein neuer Hit. Die massenhaften Einstichlöcher an den Armen sahen aus wie bunte Reisverschlüsse. Ohrenklingeln, Ozeanrauschen, du fühlst dich stark und mächtig und intelligent und wunderschön und deine Emotionen von 0 auf 180 in 0.01 sec; – aber nur für ein paar Minuten, dann widerst du dich an und hecheslt nach dem Dreck und heulst hysterisch, weil du weißt, dass der Stoff zur Neige geht.

    Die perversen Vorstellungen in Bezug auf den Rausch werden immer krasser: Du malst dir aus, wie es wohl wäre, wenn du eine Kanüle im Arm hättest mit einem Schlauch, der mit einem RIESEN-Tank verbunden ist, und der Tank hat ein paar tausend Liter Koks-Lösung, die dir tröpfchenweise in die Blutbahn gelangen.

    Oh, Mann, wie kann man nur so kaputt sein?

    Und dann der Moment, der alles zum Einstürzen bringt: Das Koks ist alle! Und Downers sind auch keine in Reichweite. Bitte, bitte, mehr Koks!!! Oder wenigstens eine Familienpackung Schlaftabletten oder eine Heroinspritze, die dein ganzes kaputtes Feeling neutralisiert. Joints und Alkohol bewirken in diesem jämmerlichen Zustand schon gar nichts mehr. Aber nichts Beruhigendes in Sicht, der Wahnsinn naht; durchgeknallt und einsam, mitten in der Nacht ein wimmerndes Häufchen Elend – und dabei wollte ich doch immer nur Spaß.

    Aber das war kein Spaß mehr, kein Spiel mehr – jeder Moment hätte tödlich enden können: Herzversagen, Lungenstillstand, Leberkollaps, Hirnschlag.

    Ich bin Gott so dankbar, dass ich das überlebt habe.

    Und dann diese Paranoia! Dieses zwanghafte Immer-wieder-hinschauen-müssen, ob da nicht doch einer steht: Kopf aufs Kissen, Kopf hoch, nach rechts gedreht – da war doch eine Bewegung, oder? Kopf aufs Kissen, Kopf hoch, nach rechts gedreht – da war doch eine Bewegung, oder? Kopf aufs Kissen, Kopf hoch, nach rechts gedreht – da war doch eine Bewegung, oder? Kopf aufs Kissen, Kopf hoch, nach rechts gedreht – da war doch eine Bewegung, oder?

    Idiotenspiel. Aber grausame Realität. Ein Freund von mir schoss im Koksdelirium aus dem Fenster auf seine Kumpels, als sie ihn einfach nur besuchen wollten.

    Und dann, nach x Jahren der Drogen, war es auch bei mir so weit, dass der Tod vor der Tür stand. Mein Herz raste, der Brustkorb vibrierte, meine Hände wurden grün-blau, mein Augeninnendruck war so stark, dass ich dachte, mir platzt gleich der Kopf. Ich hatte Todesangst und ich wusste, dass ich jetzt gleich sterbe und dass ich dann verloren bin, irgendwie konnte ich in diesem Moment ein bisschen über den Punkt des Todes hinausblicken und das bereitete mir in diesem unvorbereiteten Zustand eine unsagbare, nie gekannte Angst vor etwas ganz Schrecklichem. Wenn jetzt nichts passierte, dann käme ich an einen Ort, an den ich nie und nimmer wollte. Es war schrecklich.

    Dann tat ich etwas in dieser Agonie, was ich mir nie gedacht hätte: Ich betete. Seltsam, ich wollte doch mein ganzes Leben nichts mit Gott zu tun haben. Gott war das egal. Er erhörte mein Gebet. Schlagartig ging es mir besser und ich hatte einen nie gekannten Frieden. Ich wusste, es wird alles gut, nur nicht wie, wann und warum. Plötzlich war da ein Vertrauen und Hoffnung und das Beste: Ich wusste, es gibt einen Gott, der in meiner höchsten Not meinen Schrei nach Leben gehört hat und sofort reagierte. Ich erfuhr später von Jesus Christus, der für meinen ganzen Wahnsinn am Kreuz bezahlt hat. Der Glaube daran hat mich von meiner siebzehnjährigen Drogensucht befreit.

    Die Drogen sind Vergangenheit. Ich habe den Affentanz überlebt. Ein letztes Wort an die Freunde des Rausches, egal ob Alkie, Kiffer, Kokser, Junkie oder XTC-Fresser: Wenn du denkst, dass du die Droge kontrollieren kannst, dann hat dich die Droge schon so weit im Griff, dass sie dich völlig kontrolliert, auch wenn du es jetzt noch nicht merkst. Du wirst es aber später merken! Dann gibt es nur eins:

    Johannes-Evangelium Kap. 8, Vers 36: „Wenn nun der Sohn (Jesus Christus) euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.“ – das ist bei mir eingetreten; wäre das nicht der Fall gewesen, würde ich heute nicht mehr leben.

    Markus

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