Besitz von Cannabis bald straffrei

Gepostet von Joe Wittrock um 15:17

In Deutschland soll der Besitz von Cannabis bald straffrei sein. Erlauben will die Ampel demnach künftig den Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis. Legal sein soll auch der Eigenanbau von maximal 3 Pflanzen. Außerdem will die Bundesregierung den Anbau und die Abgabe der Droge in speziellen Vereinen ermöglichen. Der ursprünglich geplante freie Verkauf von Cannabis für Erwachsene in Fachgeschäften soll erst in einem zweiten Schritt und zunächst in Modellregionen mit wissenschaftlicher Begleitung erprobt werden. Etliche Städte zeigen sich interessiert oder haben sich bereits beworben, eine solche Cannabis-Modellregion zu werden,

Dazu ein Kommentar von Michael Lenzen, Sozialtherapeut sowie stellv. Geschäftsführer und Vorstand der christlichen Drogenarbeit „Neues Land“ (Hannover):

 

Legalisierung von Cannabis – um welchen Preis?

Der Umgang mit Cannabis in Deutschland bedarf dringend einer Neuorientierung – aber um welchen Preis und in welchem Tempo? Der gesellschaftliche Hintergrund, medizinische Erkenntnisse und jahrzehntelange Erfahrungen der Suchtentwicklung sollten umfangreich miteinbezogen werden. Prävention, Jugendschutz und Forschung brauchen mehr Unterstützung, da es seit einigen Jahren eine Zunahme von Cannabiskonsumenten gibt – insbesondere zwischen dem 17. und 25. Lebensjahr. Das wird im Zuge der Legalisierung erst mal nicht weniger werden. Im Eckpunktpapier der Bundesregierung ist u. a. von „verbesserten Jugendschutz“ einer „Eindämmung des Schwarzmarktes“, die „Vergabe und der Verkauf ab mit 18 Jahren“ und noch recht unkonkreten Beratungs- und Präventionsangeboten die Rede.

Der Schwarzmarkt wird bestehen bleiben

Forschungen und Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass aufgrund der neurobiologischen Entwicklung Vergabe und Verkauf möglichst erst ab dem 25. Lebensjahr stattfinden sollte – unabhängig vom THC- Gehalt des Produktes. In der Infrastruktur und inhaltlichen Ausarbeitung brauchen Präventions- und Beratungsangebote mehr Zeit. Eine Verbesserung des Jugendschutzes ist nur begrenzt möglich, wenn ältere Jugendliche kaufen und es an Jüngere weitergeben werden. Auch die Eindämmung des Schwarzmarktes wird – wie in anderen Ländern – nur begrenzt möglich sein, da der Anreiz hoch ist, auch „unter der Ladentheke“ andere Produkte anzubieten. Somit ist zu erwarten, dass der Schwarzmarkt sich verändern, aber weiterhin bestehen wird.

Grenzenlose Toleranz

In unseren Präventionsveranstaltungen zeigt sich, dass konsumierende und nichtkonsumierende Jugendliche unterschiedlichen Alters eine eher offene Haltung zur Legalisierung und dem Konsum haben. Das hat auch mit unserer gesellschaftlichen Entwicklung zu tun: „Jeder Mensch hat ein Recht auf Rausch!“ – So wird es seit Jahren schon von unterschiedlichen humanistischen Strömungen propagiert. Deutschland kämpft mit einem Werteverfall, die Kirchenaustritte nehmen nicht ab und Politiker sind keine allgemeinen Vorbilder mehr, die für bestimmte Werte einstehen. Aber „Toleranz“ wird scheinbar als Wert groß geschrieben: Alle Meinungen sollen erlaubt sein solange sie nicht andere zu sehr verletzten. Alles darf geglaubt werden und jeder soll seine sexuelle Identität selbst bestimmen dürfen. Stecken hinter dieser großen „Toleranz“ vielleicht auch ein gefährlicher Individualismus und eine wachsende Gleichgültigkeit zum anderen Menschen? Die Legalisierung als ein weiterer Meilenstein für ein Leben ohne Grenzen. Noch eine Droge mehr, die legalisiert wird. Freiheit und Toleranz die uns am Ende überfordert, einsam macht und isoliert? Cannabis ist als Drogensubstanz hervorragend geeignet, toleranter, gelassener und gleichgültiger dem Leben gegenüberzustehen. Es passt in unsere Entwicklung, lässt uns oberflächlicher und einsam werden. Gleichzeitig können wir individueller unseren Rausch ausleben.

Jeder 10. Konsument entwickelt Abhängigkeit

Aus der Praxis wird deutlich, das Cannabiskonsum verändert, zerstört und zu weiteren Drogensubstanzen führen kann. Einige haben eine psychische und/oder körperliche Abhängigkeit entwickelt und Psychosen und Persönlichkeitsveränderungen erlebt. Jeder 10. Konsument entwickelt eine behandlungsbedürftige Abhängigkeitserkrankung und hat Folgeschäden. Je früher der Konsum, desto wahrscheinlicher schädliche Folgen. Auch wenn das natürlich nicht für jeden Konsumenten zwangsläufig erfolgen muss, gibt es keine Garantie für einen sucht- und krankheitsfreien Weg. Es sind zu viele Faktoren, die nicht regulier- und einschätzbar sind. Demzufolge werden aktuell Gefahren und Folgen verharmlost und unterschätzt. Als Trendentwicklung sollten wir davon ausgehen, dass die Attraktivität des Konsums und der gesellschaftliche Hintergrund weiterhin im Vordergrund stehen und somit nachhaltige Präventions-, Beratungs- und Jugendhilfeangebote sich neu, differenzierter und intensiver aufstellen sollten.

Was Christen tun können

Als 17-Jähriger habe ich selbst für eine kurze Zeit gekifft, exzessiv Alkohol getrunken und geraucht. Im Nachhinein bin ich Gott sehr dankbar, dass ein junger Christ aus meiner Schule sich mir in den Weg gestellt und meine Lebensweise und den Konsum infrage gestellt hat. Nicht die Toleranz, sondern die Sorge um mich, seine eigenen Überzeugungen und Werte haben ihn dazu angetrieben. Er hat nicht locker gelassen und ich habe mich in einen Kreis von Jugendlichen einladen lassen, die bewusst christliche Werte lebten und sich vom Konsum abgegrenzt haben. Für mich war es damals eine völlig neue Erfahrung, Partys ohne Drogen und Alkohol zu feiern und trotzdem gut drauf zu sein. Bis spät in die Nacht gab es tiefergehende Gespräche und entspannte Momente mit Menschen, denen ich neu vertrauen durfte. Unabhängig von unserer Einschätzung der Legalisierung sind und bleiben wir als Christen, Fachstellen, Eltern, Sucht- und Jugendhilfeeinrichtungen herausgefordert nicht nur aufzuklären, sondern fachlich fundiert alternative Wege aufzuzeigen, gesellschaftliche Entwicklungen zu hinterfragen und inspiriert durch den Heiligen Geist ein Licht in dieser Welt zu sein.

Mit freundlicher Genehmigung von

Tags: ,

Hinterlasse einen Kommentar.