Nora
Er streckte seine Hand nach mir und zog mich aus der Flut.
Psalm 18,1
Ich saß auf der Matratze. Eine Kerze brannte, die aber von schwarzen Wänden umgeben nur wenig Licht reflektierte. – Ein Bild für mein Leben. Wo war ich gelandet? Was war aus meinem Leben geworden? – Ein Leben, das nach Alkohol, Drogen und Betäubungsmitteln schrie.
Diesmal musste ich es schaffen. So konnte ich nicht mehr leben. Ich spürte, dass ich auf bösen Wegen war. Jetzt musste ich frei werden von der Macht, die mich gefangen hielt. Frei werden von der Sucht, die mich knechtete. Sonst? – Ja sonst würde ich unaufhaltsam in den Abgrund stürzen. Doch woher um alles in der Welt sollte ich diese Kraft nehmen? Alles in mir tobte und schäumte. Mein Leben war wie ein Korken auf dem Meer. Hin und her geworfen trieb ich dahin ohne Sinn, ohne Ziel. Ein erbarmungsloser Sturm drohte, mein Leben in die Tiefe zu ziehen, um mich für immer zu vernichten. Nirgends gab es Halt, keinen Anker, keine Insel zum Ausruhen. Nur der nackte Kampf gegen übermächtige Gewalten.
Mein Körper zitterte und bebte. In meinen Gliedern unerträgliche Schmerzen und Qualen, die mich zerrissen und folterten. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Laute, nervöse Stimmen in meinem Kopf forderten und mahnten: „Mach doch einfach Schluss, dann bist du die Qualen endlich los!“ –
„Nein … nein … nein!“ „Gott, wenn es dich gibt und wenn du mich hörst, dann hilf mir! Ich habe alles falsch gemacht. Ich habe mein Leben versucht ohne dich und bin gescheitert. Ich wollte frei sein von dir. Ich wollte das Leben auskosten, genießen, und nach meinen Vorstellungen gestalten. Doch mein Leben ist in Sucht und Abhängigkeit geraten. Wenn du mein kaputtes Leben noch gebrauchen kannst, will ich es dir jetzt geben. Mach mit mir, was du willst, aber mach etwas aus mir zu deiner Ehre. Es gibt für mich weder für das jetzige noch für das ewige Leben eine Hoffnung. Ohne dich bin ich für immer verloren. Du hast Jesus in die Welt gesandt, um uns zu retten. Er ist für uns ans Kreuz gegangen, trug alle unsere Schmerzen und Einsamkeit. Er spürte diese ganze Gottverlassenheit. Ich bringe dir jetzt mein Leben, meine Schuld und die Jahre, die ich bewusst ohne dich gelebt habe. Wo ich schuldig wurde an dir und an vielen Menschen. Vergib mir meine Schuld und mach mein Leben neu. Fülle mein liebloses Herz mit deiner Liebe.“
Lange betete ich so und sagte ihm alles, was sich in vielen Jahren an Müll angesammelt hatte. Irgendwann schlief ich vor Erschöpfung ein. Als ich erwachte, lag ich auf dem Boden. Ich setzte mich wieder auf die Matratze und wartete auf Gottes Antwort. Aber nichts passierte. Hatte er mein Gebet nicht gehört? War es schon zu spät? Wieder stammelte ich: „Gott, hilf mir!“
Sieben Tage wartete ich auf seine Antwort. Danach die große Wende. Jesus trat in mein Leben. Es war, als würde er mich in seine Arme schließen und sagen: „Du bist mein! – Ich habe für dich auf Golgatha geblutet. Deine Schuld, dein ganzes Elend, deine Sucht nach Liebe und Geborgenheit, deine Angst und Einsamkeit habe ich am Kreuz durchlitten. Ich mache dich frei!“
Schlagartig veränderte sich mein Leben. Eine große Freude durchströmte mein Herz. Alles wurde hell und ich sah mein verkorkstes Leben im Lichte Gottes. Dadurch erkannte ich seine große Liebe zu mir. Ich wurde überreich beschenkt und hatte es eigentlich nicht verdient. Tränen liefen über mein Gesicht. „All you need is love!“ (Alles was du brauchst ist Liebe!) – Die Beatles hatten diesen Titel gesungen. Ich hatte diese Liebe gefunden; sie hat mich frei gemacht von der Sucht und von meinem Streben nach Selbstverwirklichung. Er stillte die Sehn-Sucht und gab meinem Leben Sinn und Ziel.
Nora
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben.
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